11.08 - 17.08.2023
Unser bis jetzt grösstes Abenteuer in Argentinien - von kilometerlangen Schotterstrassen, verlassene Orten, unfassbar schönen Landschaften, dünner Luft, Lithium-Minen und zu guter Letzt ein kaputter Ferdinand.
Aber starten wir von Anfang an. Nach Fiambala beschlossen wir gemeinsam mit Benji und Audrey (VonVagabond) gemeinsam dieses Abenteuer zu starten. Wir fahren nach Belén und füllen hier nochmal unsere Vorräte auf, das Ziel ist in ein paar Tage Cono de Arita zu erreichen - bis dahin warten auf uns unzählige Kilometer an Schotterpiste, wie schnell wir voran kommen werden wissen wir nicht.
Am Morgen geht es weiter Richtung "El Peñon" die Strasse ist bis jetzt noch halbwegs geteert und wir kommen relativ gut voran. Natürlich müssen wir aber non-stopp anhalten, die Landschaft ist so unglaublich schön und hinter jeder Kurve befindet sich ein neues Highlight. Ab und zu müssen wir auf Audrey und Benji warten, da sie leider öfters anhalten müssen, damit ihr Motor von ihrem Van nicht überhitzt. In der Zeit bereiten wir mal einen Brotteig vor und geniessen derweil den Ausblick. Gleichzeit können wir uns etwas akklimatisieren, da wir bereits auf 4.200m sind.
Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus von sumpfartigen grünen Landschaften mit unzählige Vicuñas bis hin zu riesigen Sanddünen. Die Düne lädt sehr dazu ein hoch und runter zu rennen, aber die Luft ist schon etwas dünn. Also holen wir die Drohe raus und erkunden die Dünen von der Luft aus. Der erste Tag ist bereits so schön, das Wetter ist zwar kalt, aber die Sonne scheint und wir sind sehr glücklich hier zu sein.
Wir kamen am späten Nachmittag im Ort "El Peñon" an und erkundigten uns bei verschiedenen Einheimischen bezüglich der Route zum Campo de Piedra Pómez, leider waren sie sich alle einige, dass wir hierfür 4x4 Fahrzeug benötigt. Nach einer zusätzlichen Recherche in der App iOverlander (die zum Glück offline funktioniert, da wir schon lange keinen Internetempfang mehr haben) kamen wir leider zu dem Schluss, dass wir es wirklich nicht mit unseren Vans schaffen werden. Wir buchten daher bei einem lokalen Restaurant eine Tour für den nächsten Tag. Wir konnten direkt bei ihnen im Hinterhof schlafen und waren am nächsten Tag um 08:00 Uhr ready.
Unser Guide war jetzt nicht wirklich sehr gesprächig und erklärte nicht sehr viel über die Region, obwohl er hier aufgewachsen ist (ich glaube er hatte einfach keine Lust :)). Aber die Landschaft spricht zum Glück auch für sich und begeistert mit ihren Formen und Farben. Gemeinsamt mit Audrey und Benji erfreuten wir uns sehr an dieser Landschaft. Vorbei an einer Mine ging es für uns zu unserem ersten Stopp einer Laguna (ein warmer See voller Algen) in denen - wir konnten es nicht glauben - Flamingos leben. Die rosafarbenen Berge spiegeln sich wieder im See und was für ein wunderschönes Bild. Wir finden auf den Fotos kommts es gar nicht so zur Geltung, aber so ist es ja leider oft. Llamas, Flamingos, Vicuñas und ein Esel sind uns bereits begenet.
Wir sind umgeben von zahlreichen Vulkane und fahren weiter über Vulkangestein, die Piste wird richtig Offroad und wir sind sehr froh, dass wir nicht mit unserem Ferdinand hier durchfahren.
Das Gestein wechselt zu schwarz und weiss, die Hügel in der ferne sind weitere Vulkane und der Ausblick ist einfach unbeschreiblich.
Weiter geht es zu unserem eigentlichen "Highlight" Piedra Pomez. Eine Landschaft aus Bimsstein, durch die nach Jahrtausenden von Erosionsprozessen die heutigen Formationen entstanden sind. Wir sind sprachlos, sind wir wirklich noch auf unserer Erde? Gefühlt sind wir gerade auf einem anderen Planeten. Wir hielten an und vereinbarten mit dem Guide, dass wir in 45 Min zurück sind. Eine Stunde ist verflogen und wir hätten noch Stunden hier verbringen können. Diese Felsen und Formationen sind fast nicht zu begreifen und wir können hier einfach frei rumlaufen, rumklettern und alles in uns aufnehmen. Viel zu schnell ist die Zeit verfolgen, wir wären hier gerne noch länger geblieben. In einem so magischen und wunderschönen Ort waren wir bis jetzt noch nie. Wir sind absolut geflasht von dieser Umgebung. Dies ist sicherlich eines unserer Highlights der Reise gewesen.
Überglücklich und etwas müde kamen wir am frühen Nachmittag wieder im Ort an. Zu gerne wären wir mit unseren Vans dorthin gefahren, aber leider gab es ein langes Stück an tiefem Sand, wo wir nicht mit unseren Vans durchkamen. Nach einer schnellen Mittagessen auf dem Parkplatz fuhren wir weiter zu unserem nächsten Schlafplatz. Auf einem Berg fanden wir ein Plätzchen zwischen Vulkangestein mit Blick auf die Vulkane. Eine Szenario, dass jeder Van-Lifer kennt ist das Überprüfung und Ausrichten der Fahrzeuge für die perfekte Schlaf-/Stellplatz Position. Steht der Van gerade, woher kommt der Wind, wie wollen wir die Vans zueinander positionieren? Nachdem die Hardfacts geregelt sind, richten wir unser kleines Van-Lager ein. Wir kochten uns Kaffee, snackten Popcorn, haben wie immer tolle Gespräche und genossen die Sonne. Es wird uns mal wieder bewusst, wie wenig es braucht, um glücklich zu sein, vor allem wenn man in der Natur ist. Bei unserem Erkundschaftsrundgang fanden wir heraus, dass wenn man die Steine aneinander klopft ein metallenes Geräusch entsteht. Da kam in jedem der Musiker durch und wir versuchten unterschiedliche Melodinen nachzuspielen. Wie leicht es uns fällt im "Hier und Jetzt" zu sein und einfach den Moment zu geniessen.
Der Sternenhimmel hier ist wirklich unglaublich - so viele Sterne so klar und sogar die Milchstrasse sieht man deutlich. Amir und Benji hatten in der Nacht noch richtig viel Spass diesen zu fotografieren und kreativ zu sein.
Wir könnten hier ewig bleiben, doch die Neugierde was noch alles kommt, treibt uns weiter. Wir erreichten vorerst das letzte Dorf "Antofogasta de la Sierra", ab hier gibt es nur noch Schotterpiste und weite Landschaften. Wir kauften nochmal ein paar Lebensmittel ein, tankten voll und füllten unsere Wasservorräte auf. Schnell geht es weiter, da wir einiges an Strecke vorhaben und die Strassen immer schlechter werden. Leider macht die Höhe und die Hitze dem Motor von den anderen zwei zu schaffen und wir halten einige Male an, damit dieser wieder abkühlt. Als es dann wieder weitergeht, hören wir plötzlich ein schreckliches Quietschen. Oh nein, ein Stein hat sich wohl zwischen Bremsscheibe und Bremsklotz eingeklemmt. Wir hielten sofort an und bockten Ferdi auf, um das Schlamassel zu beheben. Aber da wir leicht am Hang stehen, müssen wir die Handbremse anziehen und deswegen können wir jetzt das Hinterrad nicht mehr drehen. Wir nehmen das Rad ab und schauen, ob wir dran kommen. Doch wir müssen die Bremsscheibe drehen können, also sammeln wir schnell Steine und legen diese hinter die Reifen. Jetzt vorsichtig die Handbremse lösen und hoffen die Steine halten, yeah wir haben Glück, wir können die Bremsscheibe drehen und der Stein ist draussen. Ein Glück haben wir unseren super stabilen Radmutterschlüssel gekauft. Weiter geht die wilde Fahrt, nach 1h Staub und schrecklich Waschbrett-Strassen hören wir ein neues beunruhigendes Geräusch. Die Federung vorne links hört sich leider gar nicht gut an und es wird von mal zu mal schlimmer. Das heisst Kommando "Anhalten und Rad abnehmen" und inspizieren. Mit grossem Schrecken stellen wir fest, dass die Halterung oben die durch einen Gummiring geschützt ist, sich bereits komplett aufgelöst hat und es dadurch Metall auf Metall schlägt. Ein brasilianisches Pärchen mit ihrem riesigen Pick-up Truck hält an und versucht uns zu helfen. Sie bauen sogar hier Star-Link (Internet) auf, damit wir unseren Mechaniker kontaktieren konnten. Leider konnten wir niemanden erreichen. Nach langem hin und her überlegen, ob wir umdrehen oder weiterfahren sollen, entschieden wir uns zum weiterfahren.
Also tuckerten wir mit 20 km/h weiter und fuhren noch bis spät in die Nacht, da wir noch etwas Strecke machen wollten, um nicht über 4200m schlafen zu müssen. Hundemüde und fix und fertig kamen wir kurz vor der Salzwüste an, wir waren immer noch auf 3960m und wir alle merkten die Höhe sehr. Also schnell ins Bett mit uns, um etwas Schlaf zu bekommen. Die Nacht war eher bescheiden, Kopfschmerzen und Herzrasen hatten uns begleitet. Da wir ab jetzt nur mega langsam fahren konnten und damit der Motor von Audrey & Benji nicht so schnell überhitzt starten wir bereits um 08:00 Uhr morgens mit unserer Weiterfahrt. Ab jetzt kommen wir nicht nur in die Salzwüste sondern auch ins Minengebiet. Es kommen uns zahlreiche riesige Lkws mit Pickup voraus, entgegen. Jedes Mal wenn ein Lkw vorbeigefahren ist, sehen wir vor lauter Staub und Sand einige Sekunden gar nichts mehr. Je nachdem wie lang die Lkw Karawane ist, halten wir schnell am Rand an und warten bis alle vorbei sind.
Weiter auf der Ruta 43 fahren wir durch die Salar del Hombre Muerto, eine riesige Salzwüste. Wow wie so oft kamen wir aus dem Stauen nicht mehr raus. Die Landschaft sehen wirklich surreal aus und die Minen dazwischen machen es noch Science-Fiction mässig. Wir kommen langsam aber doch gut voran, zum Glück haben wir keine weiteren ungeplanten Fahrzeugprobleme mehr.
Nach zahlreichen Stunden holpriger staubiger Fahrt mit sensationeller Landschaft finden wir abseits der Hauptroute ein wunderschönen Platz für unsere Mittagpause. Schnell Mittagessen kochen, WC-Plätzchen suchen und Sonne geniessen. Und ein vorerst letztes Mal mit unseren Freunden Zeit verbringen, ab hier trennen sich unsere Wege wieder. Wir werden es leider nicht schaffen bis zu unserem eigentlichen gemeinsamen Ziel zu fahren. Sondern wir müssen auf dem "schnellstmöglichen" Weg nach Salta in eine Werkstatt. Amir nutzt die Pause, um sich auszupowern und holt sein Bike raus. Der nächste Hügel wir erkundet und Free-Riding ausprobiert. Doch der Sand ist tief und die Höhe macht sich bemerkbar. Verwundert schauen ihm ein paar Vicuñas dabei zu, wie er sein Bike nach oben schiebt. Ich glaube so oft haben sie bis jetzt noch keinen Biker gesehen. Nach einer Runde geht es aber auch für uns wieder weiter. Wir verabschieden uns von Audrey & Benji und fahren weiter.
Unser Ziel ist ein kleines Minen-Dorf, wo es angeblich einen WIFI Router gibt. Gemütlich tuckern wir durch die Landschaft und hoffen unsere Dämpfer halten bis wir in Salta sind. Wir haben Glück in Olacapato funktioniert das WLAN und wir können von ihr den Mechaniker in Salta und USA kontaktieren. Leider bestätigen beide, dass das nicht gut aussieht und die Dämpfer hinüber sind. Wir sollen einfach sehr langsam weiterfahren und hoffen, dass diese nicht durchbrechen. Das hört sich ja sehr beruhigend an - aber wir haben eh keine Wahl, da es erst in Salta wieder Mechaniker gibt. Wir entscheiden uns direkt hier zu schlafen und auf den Schreck erstmal Pizzabrot zu backen. Die Nacht war bitterkalt, da wir immer noch auf 4000m sind. Leider haben wir vergessen unsere Wasserleitungen zu leeren und unsere Heizung hat inzwischen auch den Geist aufgegeben, soviel zum eingebauten Höhenkit :D. Da helfen nicht zwei Paar Socken und dicke Wollsocken. Am nächsten Morgen machen wir uns weiter auf den Weg Richtung Salta, dass Ziel ist San Antonio de los Cobres.
Die Strassen werden immer schlechter und wir werden immer langsamer. Uns steht noch der letzte Hohe Pass bevor bis wir endlich wieder an Höhenmeter verlieren. Auf 4560m schafft es Ferdi, natürlich kommt auf dieses Pass-Schild ein Trail Stories Sticker. Wow wir können es nicht glauben wie hoch wir bereits mit Ferdi gefahren sind. Ab jetzt geht es nur noch runter. Leider hören sich beim bremsen unsere Dämpfer noch schlimmer an, also so wenig wie möglich bremsen. Was bei einer Geschwindigkeit von 10 km/h nicht so schwierig ist. So haben wir mehr Zeit die schöne Landschaft zu geniessen.
Am Nachmittag kommen wir endlich in San Antonio an, wir sind so froh, dass wir es geschafft haben. Ab hier sollen nämlich die Strassen viel besser werden. Da wir leider erst den Werkstatt-Termin am Montag bekommen haben und es erst Donnerstag ist, beschliessen wir für eine Nacht hier zu bleiben, auf Grossstadt am Wochenende haben wir nicht wirklich Lust. Wir spazieren durch das einfache Dorf und finden ein Restaurant mit Empanadas und Humitas. Hier probieren wir zum ersten Mal eine lokale Spezialität Lama-Fleisch. Es ist nicht wirklich nach unserem Geschmack, einmal reicht :). Nach dem Essen machen wir es uns im Van gemütlich und es gibt Siesta. Abends um 19:00 schreibt uns der Mechaniker, ob wir spontan morgen um 09:30 bei ihm in der Werkstatt sein können, er könnte uns früher dran nehmen.
Uff wir haben noch 200km vor uns und wissen nicht wie schnell wir fahren können. Aber so müssen wir nicht noch das ganze Wochenende warten. Also fahren wir noch am Abend los, um etwas Strecke machen zu können. Nach 2.5h finden wir einen Spot an der Strasse zum schlafen. Jetzt schnell kochen und ab in Bett. Ohje wieso sind denn die Töpfe alle nass? Es hat wohl in der kalten Nacht eine Leitung mit Wasser nicht überstanden, übermüdet räumen wir alles raus und überprüfen den Schaden. Vorerst wird das Problem mit einem Handtuch gelöst, für sowas haben wir heute keine Nerven und morgen früh müssen wir früh raus, damit wir es rechtzeitig zum Mechaniker schaffen. Hallo Van-Life, das ist leider auch ein Part davon.
Am nächsten Morgen um 05:30 geht es weiter, wir fahren bis 07:30 im dunkeln und schauen in den Sternen Himmel. Wir glauben in Tageslicht könnte dies eine wunderschöne Strecke sein, denn langsam kommt die Vegetation zurück und es sind zahlreiche Kakteen zusehen. Pünktlich um 09:30 kommen wir beim Mechaniker an und kommen gleich dran. Schnell sind die Dämpfer ausgebaut und es ist klar, dass diese leider nicht mehr so funktionieren wie sie sollten. Den restlichen Tag verbringen wir auf der Suche nach Ersatzteile und Warten bis die Mechaniker fertig sind. Glücklich mit neuen Dämpfer vorne und hinten fahren wir um 18:00 aus Salta raus, Richtung Süden. Wir sind sehr enttäuscht, dass unsere super teuren Koni Dämpfer nicht wie versprochen gehalten haben, sind aber froh Ersatzteile gefunden zu haben und wir somit schnell weiterreisen können.
Weiter geht es nach Cafayate diese berühmte Strecke wollen wir uns nicht entgehen lassen.
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